Fachwissen

Was sind Futures/Termingeschäfte?

02.10.2023 07:24
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Die Welt der Finanzen ist vielfältig. Täglich passiert so viel auf dem Börsenparkett, dass man sich den ganzen Tag nur mit den neusten Kursentwicklungen und Nachrichten beschäftigen könnte. Anleger sollten hier dennoch das grundlegende Börsen-ABC nicht außer Acht lassen und über die wichtigsten Anlagemöglichkeiten Bescheid wissen.

 

Aus diesem Grund möchten wir Ihnen das Anlageinstrument der Termingeschäfte oder auch Futures vorstellen. Vor allem wenn es um den Handel von Rohstoffen wie Erdöl oder Weizen geht, ist dieses Finanzinstrument für Unternehmen interessant und von dem heutigen Finanzmarkt nicht mehr wegzudenken. Jedoch haben auch Privatanleger hier die Möglichkeit, von positiven Kursentwicklungen zu profitieren. In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Grundzüge von Futures sowie die Investitionsmöglichkeiten. 

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Futures gehören zu den Derivaten, werden aber im Gegensatz zu vielen anderen Derivaten standardisiert über die Börsen gehandelt.

  • Futures beziehen sich auf einen bestimmten Basiswert. Hierbei kann es sich um Waren, Aktien oder Anleihen handeln.

  • Gehandelt werden Futures an Terminbörsen wie z.B. der Eurex.

  • Futures werden vor allem von institutionellen Investoren genutzt. Jedoch können durch ETFs und ETCs auch Privatanleger indirekt in diesem Markt aktiv werden.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

  • Was sind Futures?

  • Wie funktionieren Futures?

  • Wie kommt der Preis eines Futures zustande?

  • Welche Arten von Futures gibt es?

  • Warum der Handel mit Futures sinnvoll ist

  • Wie kann ich in Futures investieren?

  • Das sollten Sie außerdem noch wissen

  • Fazit und Empfehlung

 

Was sind Futures?

 

Bei einem Future oder „Futures Contract“ (zu deutsch auch Termingeschäft genannt) handelt es sich um ein unbedingtes, börsengehandeltes Termingeschäft. Käufer und Verkäufer einigen sich hierbei vorab über den Kauf bzw. Verkauf eines Basiswertes zu bestimmten Konditionen. Der Kauf bzw. Verkaufszeitpunkt liegt dabei immer in der Zukunft und findet nicht unmittelbar statt.

 

Futures sind der Gruppe der Derivate zuzuordnen. Die Besonderheit hierbei liegt darin, dass es sich um standardisierte Kontrakte handelt, die an der Börse handelbar sind. Damit unterschieden sich Futures deutlich von Forwards. Als Handelsplatz werden vor allem Terminbörsen wie beispielsweise die Eurex genutzt.

 

Grundsätzlich können Futures auf verschiedene Güter wie Waren, Aktien, Indizes oder Anleihen abgeschlossen werden. Dabei sind sie keine Erfindung der modernen Finanzmärkte. Schon in der Antike wurde eine Art Futures beim Handel mit Waren genutzt. So finden sie sich beispielsweise auch in den Aufzeichnungen von Aristoteles wieder. In Europa gewannen Futures dann ab dem 17. Jahrhundert deutlich an Popularität, da es Händlern so möglich war, sich gegen Preisschwankungen zum Beispiel beim Kauf und Verkauf von holländischen Tulpenzwiebeln abzusichern, die zu diesem Zeitpunkt noch als Luxusgut galten.

 

Wie funktionieren Futures?

 

Wie oben schon angesprochen, handelt es sich bei Futures um Termingeschäfte. Das bedeutet, dass Käufer und Verkäufer eine bestimmte Abmachung über den Kauf oder Verkauf eines Basiswertes treffen. Dabei findet der Liefertermin jedoch in der Zukunft statt und wird demnach nicht, wie sonst üblich, sofort ausgeführt. Aus diesem Grund werden zu Beginn der Tag des Kaufs bzw. Verkaufs sowie die Qualität, Menge und der Preis des jeweiligen Produktes festgelegt. Der Preis orientiert sich dabei am zugrundeliegenden Basiswert. Sowohl der Käufer als auch der Verkäufer verpflichten sich damit juristisch, zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Basiswert zu liefern oder zu kaufen. Anlegern ist es dadurch möglich, sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Zusätzlich kann man auf steigende oder fallende Kurse spekulieren. Ein Entzug von der Pflicht ist nur dann möglich, wenn der Future weiterverkauft wird, was auch als Glattstellen der Position bezeichnet wird.

 

Normalerweise muss der Käufer bei Futures vorab keine Gebühren zahlen. Stattdessen wird eine Sicherheitsleistung erhoben. Wie hoch diese ausfällt, ist variabel. Möglich ist z.B. eine Sicherheitsleistung in Höhe von 5% des Vertragsvolumens, aber es können auch fixe Angaben getroffen werden. Steigt im Rahmen der Laufzeit die Marge an, also erhöht sich das Verhältnis zwischen Sicherheitsleistung und Kontraktwert, dann wird dem Erwerber üblicherweise eine Zinsgutschrift zugesprochen. Sinkt die Marge kann der Broker eine Nachschusszahlung verlangen oder die Position glattstellen.

 

Alle Futures verfügen über eine feste Laufzeit. Diese läuft üblicherweise einmal pro Quartal aus. Der Verfallstag fällt demnach in der Regel auf den dritten Freitag im März, Juni, September und Dezember. An genau diesen Tagen laufen Futures auf Aktien und Indizes an den weltweiten Terminbörsen aus. Ihr Endabrechnungspreis richtet sich dabei nach dem jeweiligen Basiswert. Die vier Tage sind auf dem Börsenparkett auch als große Verfallstage bzw. Hexensabbat bekannt. Hinzu kommt außerdem der kleine Verfallstag, der an jedem dritten Freitag im Monat stattfindet. Dieser Termin besitzt vor allem in Bezug auf Optionen Relevanz, da die an diesem Tag verfallen.

 

Wie kommt der Preis eines Futures zustande?

 

Der Preis von Futures basiert auf Angebot und Nachfrage. Dabei können verschiedene mathematische Modelle zur Berechnung des Futures-Preises herangezogen werden.

 

Hierfür spielen verschiedene Komponenten eine Rolle.

 

  • Kassakurs (auch „Spot Price“ genannt)

  • Laufzeit bis zum Verfall

  • Lagerhaltungskosten (auch „Cost of Carry“ genannt)

 

Je nachdem wie detailliert der jeweilige Future ausgearbeitet ist, können zudem folgende Faktoren hinzukommen:

 

  • Dividenden oder Zinsen

  • Risikofreier Zinssatz

 

Nimmt man all diese Komponenten zusammen, lässt sich recht zuverlässig der erwartete Terminkurs eines Kontraktes bestimmen. Beim Kassakurs handelt es sich um einen Einheitskurs, der anders als bei den fortlaufenden Kursen im Aktienhandel nur einmal täglich festgelegt wird. Zu diesem Kurs kommen die Lagerhaltungskosten hinzu, die für die Lagerung des Basiswertes anfallen. Das spielt vor allem beim Handel mit physischen Basiswerten eine Rolle, da Waren wie z.B. Weizen bis zum Ausführungsdatum an einem bestimmten Ort verwahrt werden müssen. Jedoch existieren Lagerhaltungskosten auch bei immateriellen Basiswerten.

 

Welche Arten von Futures gibt es?

 

Zunächst einmal lassen sich Futures grob in zwei Gruppen teilen. Zum einen gibt es die sogenannten Financial Futures. Hierzu zählen Futures mit Basiswerten wie Einzelaktien, Devisen oder Aktienindizes.

 

Zum anderen existiert die Gruppe der Commodity Futures (auch ETC genannt). Hier finden sich alle Futures auf physische Werte wie z.B. Rohstoffe wieder. Typische Beispiele in dieser Kategorie sind Rohstoffe wie Erdöl, Reis, Weizen, Kaffee und Edelmetalle.

 

Warum das Investieren in Futures sinnvoll ist

 

Beim Handel mit Futures spielen vor allem (produzierende) Unternehmen und Händler eine Rolle. Unternehmen ist es durch Futures möglich, sich für einen gewissen Zeitraum bestimmte Ein- und Verkaufspreise zu sichern. Ein Nahrungsmittelkonzern hat so beispielsweise die Möglichkeit, vorab einen guten Preis für Weizen zu vereinbaren. Dadurch lassen sich die Finanzen des Unternehmens zuverlässiger planen, was Futures besonders bei physischen Gütern zu einem äußerst sinnvollen Anwendungsfall macht.

 

Für Spekulanten oder Kapitalanleger sieht dies jedoch anders aus. Für sie ist die Lieferung von physischen Basiswerten eher unattraktiv, weswegen sie üblicherweise eher auf Kontrakte mit Cash Settlement setzen. In diesem Fall bleiben die physische Lieferung und Abnahme eines Basiswerts aus und wird stattdessen mit der Übertragung von Geldmitteln ausgeglichen. Aus diesem Grund können Futures als spekulative Geldanlage auch für Privatanleger interessant sein.

 

Sowohl für Unternehmer als auch Händler sind Futures eine zuverlässige Möglichkeit, um sich gegen Kursschwankungen abzusichern und so das Risiko zu reduzieren. Dieses Vorgehen bezeichnet man auch als Hedging. Zudem ist für den Handel von Futures im Vergleich zum eigentlichen Basiswert nur ein geringer Kapitalbedarf nötig, woraus sich ein Hebeleffekt ergeben kann.

 

Hieraus kann sich aber bei abfallenden Kursbewegungen auch ein negativer Hebeleffekt ergeben, welcher den Verlust bei dem Titel proportional erhöht. Umso wichtiger ist es daher, stets die Gesamtgewichtung des Depots im Auge zu behalten. 

 

Wie kann ich in Futures investieren?

 

Der Handel mit Futures erfolgt über die sogenannten Terminbörsen und wird vor allem von institutionellen Anlegern wie Produktionsunternehmen vorgenommen.

 

Mit ETFs oder ETPs können aber auch Privatanleger indirekt Zugang zu Terminbörsen erhalten. ETP ist die Abkürzung für Exchange Traded Products. Hierzu zählen Finanzprodukte wie ETCs oder ETFs. Wenn Sie mehr über ETFs erfahren wollen, finden Sie hier einen umfassenden Artikel von uns zu dieser Thematik. Wollen Sie in Rohstoffe investieren, sind ETCs eine sinnvolle Anlagemöglichkeit. Beide Anlageformen gestalten sich für Privatanleger als weitaus sicherer und sind daher als Alternative für ein direktes Investment in Futures empfehlenswert. So senken Sie nicht nur das Risiko in Ihrem Depot, sondern können ebenso von den Future-Preisentwicklungen profitieren, da sie die Future-Preisentwicklungen nachbilden.

 

Entscheiden Sie sich für den Kauf eines ETFs oder ETCs benötigen Sie ein Depot. Dieses können Sie bei sogenannten Online-Brokern, aber auch bei Ihrer Hausbank eröffnen. Ist dieser Schritt erledigt, können Sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Wertpapier begeben. Haben Sie einen passenden Titel gefunden, können Sie die Order entweder telefonisch oder online tätigen.

 

Das sollten Sie außerdem noch wissen

 

Egal ob Sie ETFs oder ETCs wählen, um als Privatanleger von den Preisentwicklungen bei Futures profitieren zu können, beide Anlagemöglichkeiten bergen gewisse Risiken, die beim Handel an der Börse nie völlig ausgeschlossen werden können und stets Teil des Investitionsprozesses sind. Darum ist es von großer Wichtigkeit, dass Sie stets die Gesamtzusammensetzung Ihres Depots im Auge behalten. Mit einer breiten Streuung von Titeln aus unterschiedlichen Branchen und verschiedenen Region der Erde können Sie erfolgreich Ihr Risiko begrenzen, da so die Chance auf Verluste oder Totalausfälle minimiert wird.

 

Darüber hinaus sollten Sie bei einem möglichen Investment in Edelmetalle und Rohstoffe bedenken, dass es sich hierbei um vergleichsweise risikoreichere Anlagen handelt. Es ist daher lohnenswert, ebenfalls auf Aktien oder ETFs aus anderen Bereichen zu setzen, um das Risiko im Depot zusätzlich zu senken.

 

Fazit und Empfehlung

 

Nun haben Sie einiges über Futures erfahren und wissen, wie wichtig sie mitunter für den weltweiten Handel von Edelmetallen und Rohstoffen sind. Unternehmen ist es so möglich, sich vorab einen bestimmten Preis für eine Ware zu sichern, während Spekulanten durch die Hebelwirkung gezielt Gewinne einfahren können. Jedoch bleibt hierdurch ein gewisses Risiko nicht aus. Daher empfiehlt es sich für Privatanleger, auf ETFs und ETCs zurückzugreifen, um so indirekt in Futures investieren zu können.

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