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EZB: Erste Zinssenkung seit 2019

07.06.2024 07:37
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Die Europäische Zentralbank hat beschlossen, die Zinswende einzuleiten und zum ersten Mal seit fast fünf Jahren die Zinssätze zu senken. So wurde der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent gesenkt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum ersten Mal seit fast fünf Jahren die Zinssätze gesenkt. Nach einem Zeitraum von fast neun Monaten, in denen sie auf einem Rekordhoch verharrten, beschlossen die Euro-Währungshüter heute, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent zu senken. Diese Entscheidung gab die Notenbank in Frankfurt am Main nach einer Sitzung des EZB-Rates bekannt. Sie senkte auch den für den Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der Zentralbank parken, von zuvor 4,00 Prozent auf 3,75 Prozent. Die letzte Zinssenkung hatte die Notenbank im September 2019 vorgenommen.

 

Zahlreiche Experten begrüßen die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank, betonen jedoch, dass die Inflationsziele noch nicht erreicht sind. „Angesichts der deutlichen Beruhigung des Inflationsgeschehens ist das gerechtfertigt“, erklärte Chefvolkswirt der Dekabank Ulrich Kater. Er wies zugleich darauf hin, dass die EZB bei der Inflationsbekämpfung noch nicht am Ziel sei: „Der Zinsschritt ist auch ein Wechsel auf die Zukunft: Noch ist das Inflationsziel nicht erreicht.“ Dessen sind sich auch die Währungshüter bewusst und ließen offen, wann es zu weiteren Zinsschritten kommen könnte. Stattdessen deuteten sie eher darauf hin, dass die Zinssätze in den kommenden Monaten stagnieren könnten, da die EZB ihre Inflationsprognosen für das laufende Jahr erhöht hat. Die Ökonomen der Notenbank unter der Leitung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde gehen nun für 2024 von einer Teuerungsrate von 2,5 Prozent aus, während sie im März noch von 2,3 Prozent ausgingen. Für 2025 prognostizieren sie nun eine Inflation von 2,2 Prozent im Vergleich zu 2,0 Prozent im März. Die Prognose für 2026 bleibt unverändert bei 1,9 Prozent. Dies würde die EZB auf Kurs zu ihrem Inflationsziel von zwei Prozent bringen.

 

In der Euro-Zone bleibt die Inflation eine Herausforderung, obwohl sie im Mai bei 2,6 Prozent lag und damit weit entfernt von den über zehn Prozent im Herbst 2022. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 zehn Zinserhöhungen durchgeführt, um dies zu beeinflussen. Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2,0 Prozent als ideal für die 20-Länder-Gemeinschaft an und wird die Zinsen so lange auf einem Niveau halten, das die Wirtschaft ausreichend bremst, um dieses Ziel zu erreichen. Die genaue Höhe und Dauer dieser Maßnahmen hängen von den Daten ab und werden von Sitzung zu Sitzung festgelegt. Die nächste Zinssitzung der EZB am 18. Juli wird voraussichtlich keine weitere Senkung bringen. Die EZB folgt damit dem Beispiel anderer Zentralbanken wie denen von Kanada, der Schweiz und Schweden, die bereits Zinssenkungen vorgenommen haben. Im Gegensatz dazu hat die US-Notenbank Federal Reserve bisher zurückhaltend reagiert, da auch die Inflation in den Vereinigten Staaten weiterhin hoch ist.

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