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So kaufen Sie erfolgreich Zertifikate

15.03.2023 14:35
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Wenn Sie sich über die gehandelten Produkte an Börsen informieren, kommen Sie in der Regel nicht um ein ganz besonderes Finanzprodukte herum – Zertifikate. Was Zertifikate genau sind und wie Sie mit Zertifikaten handeln können, erfahren Sie in diesem Artikel. Gerade, wenn Sie noch Börsen-Anfänger sind, sollten Sie sich ausgiebig über Zertifikate informieren, denn diese zählen zum grundlegenden Börsen-ABC.

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • An sich sind Zertifikate eine Form der Inhaberschuldverschreibung. Als Anleger leihen Sie dem Herausgeber des Zertifikates also quasi Ihr Geld.

  • Geht der Herausgeber des Zertifikats, auch Emittent genannt, bankrott, wird das Zertifikat wertlos – Sie können also auch Totalverluste einfahren.

  • Erworben werden können Zertifikate an der Börse oder direkt beim Emittenten, als welcher in der Regel Banken fungieren.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

  • Was sind Zertifikate?

  • Welche Arten von Zertifikaten gibt es?

  • Wie funktionieren Zertifikate?

  • Warum das Investieren in Zertifikate sinnvoll sein kann

  • Wie kann ich in Zertifikate investieren?

    • Voraussetzung für den Zertifikathandel

    • Wo und wie finde ich Zertifikate?

    • Wie kann ich Zertifikate kaufen und verkaufen?

    • Welche Kosten fallen an?

  • Das sollten Sie außerdem noch wissen

    • Seriosität des Emittenten

    • Risikostreuung

  • Fazit und Empfehlung

 

Was sind Zertifikate?

 

Vereinfacht gesagt, handelt es sich bei Zertifikaten um Inhaberschuldverschreibungen, die Sie an der Börse erwerben können. Der Anleger verleiht also Geld an den Herausgeber des Zertifikates. Diese Rolle übernehmen in der Regel Banken, auch als Emittent bezeichnet.

 

Die meisten Zertifikate sind an einen Basiswert geknüpft. Dieser kann z.B. eine Aktie, eine Währung, ein Rohstoff oder ein Index sein. Somit zählen Zertifikate zu den sogenannten Derivaten, wozu außerdem Optionsscheine und Aktienanleihen gehören. Nach Angaben des Deutschen Derivat Verbandes (DDV) gibt es rund eine Million Zertifikate am Markt, die sich aus über 3.000 Basiswerten zusammensetzen. Sie sehen also – die Auswahl ist groß. Da es sich bei Zertifikaten um Inhaberschuldverschreibungen handelt, werden die Zertifikate bei einem Bankrott des Emittenten wertlos, weswegen Totalverluste nicht ausgeschlossen werden können.

 

Welche Arten von Zertifikaten gibt es?

 

Die Auswahl an Zertifikaten ist groß – und so ist es wenig verwunderlich, dass Sie auch auf vielfältige Art und Weise eingesetzt werden können. Im Folgenden möchten wir Ihnen verschiedene Zertifikate vorstellen:

 

  • Garantie-Zertifikate: Bei diesen Zertifikaten erhalten Sie die Möglichkeit, anteilig am Gewinn beteiligt zu werden. Entwickelt sich der Kurs nicht wie gewünscht, müssen Sie keine Verluste befürchten, denn der jeweilige Emittent übernimmt das Verlustrisiko. Liegt am Ende der Laufzeit der Basiswert im Plus, wird der Emittent im Gegenzug am Gewinn beteiligt.

  • Discount-Zertifikate: Hierbei erhalten Sie beim Kauf einer Aktie einen Rabatt. Dafür kann sich der Käufer durch die vorherige Festlegung eines Höchstwertes nur eine begrenzte Gewinnchance sichern. In Deutschland ist diese Art unter den Anlage-Zertifikaten am häufigsten vertreten, was mitunter an dem in der Regel besonders geringen Anlagerisiko liegen mag.

  • Bonuszertifikate: Dank dieses Zertifikates können Sie selbst dann Gewinne einfahren, wenn der Basiswert sich seitwärts oder sogar leicht nach unten bewegt. Möglich wird dies durch die Auszahlung eines Bonusbetrages, wenn der Kurs des Basiswertes einen zuvor festgelegten Schwellenwert nicht berührt oder unterschreitet.

  • Hebelzertifikate: Bei diesen Zertifikaten wird der Gewinn oder Verlust des jeweiligen Basiswertes vervielfacht. Dabei kann man entweder auf steigende Kurse (Call) oder auf fallende Kurse (Put) setzen und von diesen Kursbewegungen profitieren. Beispiele für Hebelzertifikate sind Faktor- oder Knock-out-Zertifikate.

  • Trackerzertifikate: Dieses Zertifikat verfolgt bzw. „trackt“ die Wertentwicklung eines bestimmten Basiswertes. Bis zu diesem Punkt scheint sich das Zertifikat noch nicht wirklich von den restlichen Zertifikat-Typen abzuheben. Jedoch ermöglicht Ihnen ein Trackerzertifikat Zugang zu Basiswerten, auf die Sie sonst als Privatanleger nicht zugreifen können! Dazu zählen mitunter Rohstoffe oder gar andere Werte wie z.B. der Strompreis. Deshalb ist die Vielfalt bei solch einem Zertifikat besonders groß.

  • Indexzertifikate: Das Index-Zertifikat ermöglicht es Ihnen, 1 zu 1 von den Kursbewegungen eines Börsenindex zu profitieren – und dies, ohne die Vielzahl der eigentlich in dem jeweiligen Index sich befindlichen Aktien kaufen zu müssen! Diese Art von Zertifikat unterliegt einem gewissen Bezugsverhältnis (z.B. 1 zu 100), welches den Wert des Zertifikats im Kontext des aktuellen Stands des jeweiligen Indexes festlegt.

 

Wie funktionieren Zertifikate?

 

Zu Beginn dieses Artikels konnten Sie bereits lesen, dass sich Zertifikate stets auf einen Basiswert (z.B. Währungen, Indizes, Währungen oder Rohstoffe) beziehen. Wie genau abseits vom festgelegten Basiswert das jeweilige Zertifikat funktioniert, ist durchaus unterschiedlich. Die Emittenten haben bei der Ausgestaltung des Zertifikates nahezu freie Hand. Da die Zahl an unterschiedlichen Zertifikaten so groß und vielfältig ist, lässt sich nur schwer eine allgemeine Aussage über die Wirkungsweise von Zertifikaten treffen. Fest steht jedoch eines – bewegt sich der Wert bzw. der Kurs des jeweiligen Basiswertes in eine bestimmte Richtung, erhalten Sie einen Bonus, der Ihnen einen großen Gewinn einbringen kann. Dies kann z.B. bei fallenden, steigenden oder sich seitwärts fortbewegenden Kursen der Fall sein. Jedoch kann ein Emittent auch einen Bonus auf einen bestimmten, prozentualen Anstieg des Basiswertes ansetzen.

 

Wenn Sie also ein Zertifikat in Ihr Depot aufnehmen wollen, sollten Sie sich zuvor genaustens darüber informieren, unter welchen Bedingungen Sie einen Bonus erhalten können. Auf diesem Weg lässt sich auch das Risikoverhältnis des Zertifikates besser einschätzen.

 

Warum das Investieren in Zertifikate sinnvoll sein kann

 

Gerade wenn Sie über einen geringen Anlagebetrag verfügen, bieten sich Zertifikate durch den im Vergleich zum Aktienhandel geringeren Kapitaleinsatz an. Zudem erhalten Sie Zutritt zu Märkten, die ohne Zertifikate nur schwer zugänglich sind. Dies trifft z.B. auf den Markt mit Rohstoffen zu. Bei einigen Zertifikats-Arten können sie außerdem sogar von stagnierenden oder sinkenden Kursen profitieren, was sich gerade in unruhigen Zeiten anbietet und das Risiko in Ihrem Depot senken kann. Als letzter Vorteil muss zudem der geringe Aufwand genannt werden. Anders als bei vielen Fondsarten müssen Zertifikate nicht aktiv gemanagt werden, was in der Regel geringere Gebühren mit sich bringt.

 

Demgegenüber stehen aber natürlich auch Nachteile. Bei Zertifikaten haben Sie es mit dem Risiko eines möglichen Totalverlustes zu tun, der beispielsweise eintreten kann, wenn Ihr Emittent insolvent wird. Zudem können Sie im Gegensatz zu Aktieninhabern nicht von Dividenden profitieren, weshalb es keinen „Zinses-Zins-Effekt“ gibt. Gewinne können Sie ausschließlich durch Rückzahlungen einfahren, die wiederum von der Entwicklung des jeweiligen Basiswertes abhängig sind. Hinzu kommt, dass der Emittent nicht alle anfallenden Kosten angeben muss, was selbst für erfahrene Anleger eine Herausforderung darstellen kann. Deswegen ist dieses Finanzprodukt oftmals für viele Anfänger eher weniger geeignet.

 

Wie kann ich in Zertifikate investieren?

 

Zertifikate können Sie in Deutschland an der Börse oder direkt beim Emittenten (also zum Beispiel einer Bank) erwerben. Wenn Sie ein Zertifikat erwerben wollen, benötigen Sie ein Depot, welches Sie ganz einfach bei Ihrer Hausbank oder online eröffnen können. Wenn Sie die Online-Variante nutzen wollen, können Sie z.B. auf Online-Broker wie Smartbroker zurückgreifen.

 

Wenn Sie sich für den Handel mit Zertifikaten entscheiden, können verschiedene Kosten auf Sie zukommen. Los geht es bereits mit den Gebühren für die Depotführung. Glücklicherweise verzichten viele Direktbanken und Online-Broker heutzutage in der Regel auf Gebühren, weswegen Sie hier oftmals Kosten einsparen können. Jedoch bleibt abzuwägen, ob ein Depot ohne Führungskosten wirklich billiger für Sie ist. So können hier Transaktionskosten beispielsweise höher sein als bei Depots mit Grundgebühren. Vergleichen Sie also am besten verschiedene Varianten und wählen Sie dann die passendste Variante für sich aus.

 

Zusätzlich kommen die eben angesprochenen Transaktionsgebühren hinzu. Wenn Sie ein Zertifikat kaufen, werden Sie in der Regel immer eine gewisse Gebühr bezahlen müssen, deren Höhe sich je nach Emittent unterscheidet. Die weiteren Kosten unterscheiden sich dann darin, ob Sie das Zertifikat direkt beim Emittenten oder über die Börse erworben haben. Ist Ersteres der Fall, kann es sein, dass Sie einen Ausgabenaufschlag zahlen müssen. Dieser beläuft sich normalerweise auf 1 – 3%. Wie hoch der Ausgabenaufschlag für den jeweiligen Emittenten wirklich ist, erfahren Sie im jeweiligen Verkaufsprospekt. Wenn Sie das Zertifikat hingegen an der Börse gekauft haben, kommt der Spread zum Tragen, der die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs angibt. Oftmals ist der Ankaufskurs höher, weswegen die Differenz beim Kauf des Zertifikates hinzukommt.

 

Als letzte Gebühr kann eine Managementgebühr anfallen, wenn Ihr Emittent eine aktive Verwaltung anbietet. Das ist vor allem bei Zertifikaten mit unbegrenzter Laufzeit der Fall. Die Kosten hierfür fallen in der Regel jährlich oder quartalsweise an und werden im Rahmen des Zertifikates verrechnet. Üblicherweise beläuft sich die Managementgebühr jährlich auf 0,5 bis 1,5 Prozent.

 

Bevor Sie zum eigentlichen Kauf übergehen, sollten Sie sich eingehend über den Emittenten und das jeweilige Zertifikat informieren. So haben Sie die Möglichkeit, Ihr Risiko besser einschätzen zu können. Für Ihre Recherche können Sie Portale wie Onvista oder Comdirect nutzen. Dort haben Sie unter anderem die Möglichkeit, verschiedene Zertifikate miteinander zu vergleichen, um so das für Sie passende Zertifikat ausfindig machen zu können.

 

Wollen Sie nun ein bestimmtes Zertifikat ordern, benötigen sie die Wertpapierkennnummer (WKN) bzw. die Internationale Wertpapierkennummer ISIN. Diese müssen sie bei der Order über Ihre Bank bzw. beim Online-Broker angeben. Nachdem die Order erfolgreich umgesetzt wurde, können Sie das Zertifikat in Ihrem Depot finden.

 

Wenn Sie dann Ihr Zertifikat wieder verkaufen bzw. zurückgeben wollen, haben Sie 2 Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist die Rückgabe an den Emittenten direkt. Je nach Emittent kann es sein, dass die Rückgabe nur zu bestimmten Terminen möglich ist. Dies kann z.B. das Quartalsende sein.

 

Alternativ ist ebenso der Verkauf an der Börse eine Option. Hierbei müssen Sie sich jedoch die Frage stellen, ob ein Verkauf aufgrund des beim Kauf angefallenen Ausgabeaufschlags sinnvoll ist. So können Sie selbst bei einem höheren Wert des Zertifikates zum Zeitpunkt des Verkaufes mit einem Minus aus diesem Handel hervorgehen. Grund hierfür ist der Ausgabeaufschlag, der mitunter beim Kauf des Zertifikates gezahlt werden muss. Berücksichtigen Sie also stets bei einem möglichen Verkauf den Kaufpreis inklusives des Ausgabeaufschlages. Nur dann können Sie feststellen, ob der Verkauf Ihnen wirklich einen Gewinn einbringt.

 

Für wen eignen sich Zertifikate?

 

Wie zuvor bereits erwähnt, können Zertifikate viele versteckte Kosten mit sich bringen, da der Emittent nicht verpflichtet ist, vor dem Kauf alle anfallenden Kosten offenzulegen. Gerade für Börsenanfänger kann dies ein nicht kalkulierbares Risiko bedeuten. Zudem haben Sie es bei diesem Finanzprodukt mit dem Risiko eines möglichen Totalverlustes zu tun. Dadurch ist eine fundierte Recherche über das Zertifikat und den Emittenten vor dem Kauf unabdingbar. Das vollumfängliche Verständnis des in Betracht gezogenen Zertifikates ist somit ein wichtiger Punkt. Außerdem sollten Sie sich für das Handeln mit Zertifikaten eine Anlagestrategie zurechtlegen. Zudem ist es aufgrund des Risikos sinnvoll, erst dann zu Zertifikaten greifen, wenn Ihr Anlageziel mit gleichem Kapitaleinsatz nur auf diesem Wege erreichbar ist. Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass Zertifikate sich in der Regel aufgrund ihrer Struktur nicht für ein langfristiges Investment eignen. Stattdessen sind sie durch die „Wette“ auf steigende oder fallende Kurse vielmehr für kurzfristige Anlagehorizonte gedacht.

 

In Anbetracht dieser Punkte empfehlen wir den Handel mit Zertifikaten vor allem erfahrenen Anlegern oder Einsteigern, die sich wirklich tief mit der Materie vor dem Kauf auseinandersetzen.

 

Das sollten Sie außerdem noch wissen

 

Bei Zertifikaten ist einer der wichtigsten Aspekte, die Sie beachten sollten, die Seriosität der Emittenten. Zertifikate unterliegen dem Risiko, dass sie wertlos verfallen, wenn der Emittent insolvent wird. Somit kann es dazu kommen, dass Teile Ihres Investments oder im schlimmsten Fall sogar Ihre komplette Geldanlage verloren gehen. Deshalb sollten Sie immer auf die Seriosität des Emittenten achten. Jedoch schützt natürlich auch die Wahl einer vertrauenswürdigen Bank nicht komplett vor einem Verfall Ihres Zertifikates. In der Vergangenheit ist es sogar schon dazu gekommen, dass selbst eine renommierte Investment-Bank bankrott gegangen ist. Dennoch können Sie durch die gezielte Auswahl des Emittenten ein unnötiges Risiko vermeiden.

 

Wie bei anderen Wertpapieren auch sollten Sie zudem stets die Gesamtzusammensetzung Ihres Depots im Auge behalten. Nur durch ein breit aufgestelltes Depot mit einer ausreichenden Gewichtung sowie Streuung können Sie sich gegen Verluste bei Ihren Anlagen schützen. Wie z.B. die Corona-Pandemie deutlich gezeigt hat, kann es durchaus vorkommen, dass Aktien einer ganzen Branche oder gar mehrerer Branchen absacken. Wenn Sie dann nur auf ein Unternehmen oder eine bestimmte Branche gesetzt haben, kann das schnell zu großen Verlusten führen. Um das zu vermeiden, sollten Sie im besten Fall Ihre Wertpapiere nach verschiedenen Unternehmen, Branchen oder gar Ländern auswählen, um so möglichst breit aufgestellt zu sein. Auf diesem Weg senken Sie Ihr Risiko und sichern so Ihr Investment ab.

 

Fazit und Empfehlung

 

Alles in allem sind Zertifikate riskantere Finanzprodukte als klassische Aktien. Haben Sie sich im Voraus jedoch umfassend über das Zertifikat und den dazugehörigen Emittenten informiert, können Ihnen Zertifikate hohe Gewinne bei einem vergleichsweise nur geringen Kapitaleinsatz einbringen. Zudem ermöglicht Ihnen die Vielfalt an Zertifikaten die Verfolgung einer ganz individuellen Anlagestrategie.

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